Ingeborg Arlt hat die Gabe, so aufmerksam zu lesen, dass sie in Texten, die man zu kennen glaubt, Überraschendes entdeckt. Wilhelm Müllers "Winterreise" - ein politischer Skandal? Fouqués "Undine" - ein Katalog unsrer Abwehrmechanismen? Goethes "Erlkönig" - die Erinnerung an eine Straftat? Sie weist nach, dass im Libretto der Oper "Norma" anderes steht, als uns auf der Bühne gezeigt wird, blickt nachdenklich auf Urzeichen, kritisiert die in Kirchen gesprochene Sprache, schreckt auch vor Elementargeistern und Dämonen nicht zurück, und ihr "Brief an Kleist" ist auch einer an den heutigen Literaturbetrieb.