Inez De Florio-Hansen, von Geburt an blind, erzählt die faszinierende und bewegende Geschichte ihres visuellen Erwachens, als sie sich im Alter von 48 Jahren einer erfolgreichen Operation unterzieht – und plötzlich sehen kann, aber, so seltsam sich das auch anhört, genau dies – das Sehen – erst Schritt für Schritt erlernen muss, um sich die ungewohnt neue visuelle Welt zu erschließen.
Während das Sehen für uns mit keinerlei Anstrengung verbunden ist, stellt es für Blindgeborene, die plötzlich sehen können, eine besondere Herausforderung dar. Dies zeigt sich auch darin, dass mehr als die Hälfte der Patienten, die durch eine OP zum Sehen gelangen, mit den neuen, überwältigenden visuellen Eindrücken und Anforderungen so wenig zurechtkommen, dass sie als einzigen Ausweg den Selbstmord sehen.
De Florio-Hansen ging trotz vieler Schwierigkeiten zielstrebig ihren Weg – wobei die Blindheit ihrer ersten 48 Lebensjahre sie nicht davon abhielt, später, sehend, noch eine brillante akademische Karriere als Professorin für Fremdsprachenforschung und Interkulturelle Kommunikation zu durchlaufen.
Sie eröffnet uns in ihrer kleinen Autobiografie nicht nur erstaunliche Einblicke in die oft so andersartige Alltagswelt der Blinden und Sehgeschädigten sowie deren Interaktion mit Sehenden, sondern gibt auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse auch einen aufschlussreichen Bericht über das Erlernen des Sehens und die Vorzüge der visuellen Wahrnehmung, ohne die Bedeutung des Sehsinns überzubewerten.