Sich das Leben schönreden.
Kommen zwei Menschen zusammen und beginnen, sich verbal auszutauschen, wird davon ausgegangen, dass das (Aus-)Gesprochene der Wahrheit entspricht.
Ginge einer der beiden davon aus, mit Lügen konfrontiert zu werden, würde er sehr wahrscheinlich den Dialog meiden wollen. Es ist ein ehrenvoller Gedanke, anzunehmen, dass das Gegenüber weder schwindelt, flunkert oder tatsächlich - bewusst oder unbewusst - Unwahrheiten verbreitet.
Ist dem tatsächlich so? Liegt es nicht jedem - oder zumindest den meisten - Menschen in seiner Natur, sich in etwas besserem Licht zu präsentieren? Will er nicht den anderen überzeugen, begeistern oder beeindrucken?
Harmlos wirkende Aufschneidereien gehören zum Alltag vieler Menschen. Das Individuum hat nichts dagegen, bewundert oder gelobt zu werden. Das fördert das Selbstbewusstsein und schmeichelt dem Image.
Das tapfere Schneiderlein (Gebrüder Grimm) brüstet sich, 'Sieben auf einen Streich' überwältigt zu haben. Wohl wissend, dass es sich um sieben Fliegen handelte, lässt das Schneiderlein sein Umfeld im Glauben, sieben starken Wüstling besiegt zu haben. Es hatte nicht die Unwahrheit gesagt, sondern die andern im 'falschen' Glauben gelassen.
Ist es so schlimm oder gar verwerflich, die Wahrheit in seinem Sinn 'zu beugen'?
Wem ist es zu verübeln,'verkauft' sich der Bewerber und die Bewerberin im Vorstellungsgespräch in besten und strahlendsten Tönen? So, wie professionell geschultes Verkaufspersonal die hervorragende Ware oder auf den Kunden zugeschnittene Dienstleistung anpreist.
Übertreibungen, Verschönerung mithilfe einer Foto-App, rhetorische Schönmalerei (Euphemismen) sind allgemein zu erwarten. Sogar sogenannte Notlügen sind gesellschaftlich akzeptiert.
Gibt es denn überhaupt die Wahrheit? Will die Gesellschaft und will der Einzelne die Wahrheit - immer - hören? Oder lässt sich mit kleinen 'Anpassungen' dieser Wahrheit oftmals besser, harmonischer, friedlicher leben?
Der vorliegende Text führt in die Märchenwelt der vermeintlich echten, der objektiven, der ehrlichen Wahrheit ein. Aufpassen, da manchmal ein Lügen-Märchen erzählt wird, um die Wahrheit anders aussehen zu lassen.
Blicken Sie hinter die märchenhafte Wahrheit, sodass Sie sich selbst ein möglichst 'sauberes' Bild der Realität machen können.