Die Neubautätigkeit in Leipzig war im vergangenen Jahrzehnt maßgeblich von einem Architekturtypus geprägt, der bis dato keine wirkliche Tradition innerhalb der Inneren Stadt hatte: Das Stadthaus – ein Einfamilienhaus im urbanen Kontext – wurde ab der Jahrtausendwende in Leipzig zu einem beliebten Lebensmodell.
Mit der Erschließung von Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand hatte sich nach der Wiedervereinigung ein Konkurrenzstandort zu den maroden Altbauquartieren der gründerzeitlichen Kernstadt entwickelt. In der Folge erlebte die Stadt Leipzig in den Jahren 1993 bis 2003 einen jährlichen Bevölkerungsverlust von durchschnittlich 10.000 Einwohnern an das direkte Umland.
Das Stadthaus wurde als leistungsfähiger Stadtbaustein erkannt, um der Suburbanisierung entgegenzuwirken. Der fortlaufenden Aufweichung von Stadt und Land wurde mit den eigenen Waffen begegnet – gewissermaßen die Umkehr des Urban Sprawl –, um dem Anspruch eines kompakten europäischen Stadtkörpers perspektivisch wieder gerecht zu werden.
Henry Fenzlein porträtiert den Stadtbaustein Stadthaus und gibt Aufschluss über baugeschichtliche Herkunft, planerische Funktion und räumliche Dimension innerhalb der Leipziger Stadtentwicklung.
Das Buch richtet sich damit sowohl an die wissenschaftliche Forschung und praktizierende Stadtplaner als auch an alle Bewohner des Lebensmodells Stadthaus und Interessierte an der jüngeren Leipziger Stadtentwicklung. Es gibt erstmalig einen umfassenden Einblick in eine bislang viel zu wenig beachtete städtebauliche Typologie und Stadtentwicklungsstrategie der 1990er- und frühen 2000er-Jahre und leistet eine wichtigen wissenschaftlichen Beitrag innerhalb der Debatte um die Wechselwirkung von Schrumpfung und Wachstum der europäischen Stadt.