Das Leib-Seele Problem bzw. das Gehirn-Geist-Problem ist nicht vollständig auflösbar. Die damit in Zusammenhang stehenden Probleme haben einen großen Einfluss auf die Wissenschaften und das Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Die Neurowissenschaften haben unser humanistisches Menschenbild in Frage gestellt und behaupteten, dass der Mensch keinen freien Willen habe. Sie wenden naturwissenschaftliche Methoden an, um auf vielfältigste Weise die Prozesse und Mechanismen (Funktionalitäten) des Gehirns zu untersuchen. Eine methodologische und wissenschaftstheoretische Analyse zeigte, dass die Neurowissenschaften an die Grenzen ihrer Erkenntnismöglichkeiten gelangten. Bereits hier gibt es Evidenz dafür, weiteren Wissenschaftsdisziplinen einen Stellenwert einzuräumen. So haben Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte dazu geführt, das bereits lange bekannte biopsychosoziale Modell zu erweitern und auf dieser Grundlage ein ganzheitliches - mehrere Systemebenen umfassendes – Gesundheitsverständnis zu entwickeln und zu begründen. Gesundheit ist diesem Verständnis zu Folge stets durch Herstellung eines Gleichgewichts von medizinischen, psychischen und (öko-)sozialen Prozessen zu erbringen. Lebewesen sind untrennbar mit diesen Systemebenen vernetzt, die zudem hochkomplex zusammenwirken. Diese Konzeption von Gesundheit ermöglicht, im Sinne eines Zugewinns, körperliche und psychische Erkrankungen (Störungen) gleichzeitig auf mehreren Systemebenen zu diagnostizieren und zu therapieren.