Das rote Fahnenmeer mit der schwarzen Swastika, den gekreuzten Fragezeichen auf weißem Kreis, wehte über der Stadt, als stünde der Endsieg unmittelbar bevor. Das stampfende Marschieren und Absingen von Helden- und Blut-und-Ehre-Liedern schwirrte hallend durch die Straßen. Probende Hochrufe auf den 'Führer' schrillten gegen Türen und Fenster, dass viele ihre Türen und Fenster schlossen, um dem hirnverbrannten braunen Spuk mit seiner raukehligen Schreihysterie, der bodenständig, sonst aber grundlos war und dem gesunden Menschenverstand auf seine elementarste Art grobgemein widersprach, den freien Zugang zu den Wohn- und Schlafzimmern zu verwehren. Der Abschied von Paul Gerhard verlief unter Tränen ab. Selbst Vater und Sohn standen die Tränen in den Augen, die sie mit Taschentüchern wegwischten. Luise Agnes und Anna Friederike vergossen bei der Umarmung des Abschiednehmenden Tränenströme, die nicht zum Stehen kommen wollten. "Ihr werdet von mir hören!" Mit diesem Ruf aus dem Fenster des Abteils und dem winkenden rechten Arm verließ der Abiturient Paul Gerhard Dorfbrunner nach Anrucken der Waggons im gleitenden Anfahren des Zuges hinter der dampfausstoßenden, polternden Lokomotive mit den großen Rädern den Bahnhof und mit dem Bahnhof die Heimat, um als frischgezogener Rekrut an die blutende Ostfront gebracht zu werden. Luise Agnes und Anna Friederike waren mit ihren Taschentüchern noch am Winken, als das Zugende in der perspektivischen Verkleinerung die Größe einer Streichholzschachtel angenommen hatte und vom winkenden Arm des Sohnes längst nichts mehr zu sehen war.
"Sie können ja auch vernünftig reden", testierte der Vorsitzende mit zweifelhaft freundlichem Blick. "Wir sind zwar keine Freunde der Franzosen", fügte er hinzu, "aber da haben die etwas Vernünftiges getan, indem sie sich durch rationales Denken von den althergebrachten Illusionen befreit haben und sich nicht auf die Hypothesen und Glaubensspekulationen verlassen, wenn es um handfeste existenzielle Dinge in der Welt geht. So dumm sind die also auch nicht." Eckhard Hieronymus empfand die atheistische Bemerkung als Ausdruck des Grundübels der Zeit, schwieg sich jedoch darüber aus. "Dann sind wir Atheisten", platzte der rechte Beisitzer mit dem goldenen Parteiabzeichen heraus, "böse Menschen, weil wir uns von Gott und dem göttlichen Gedöns losgesagt, uns aus den Ketten der Illusionen und Spekulationen befreit haben."
Zum Beruf des Arztes: Gute Vorbilder gab es und wird es weiter geben, dass sich sattelrutschige Mediziner die guten Beispiele vorhalten und zu Herzen nehmen können, um die nötige Sattelfestigkeit im Beruf zu erlangen. Im Beruf des Arztes kommt es in erster wie in letzter Linie auf den Menschen an. Der Arzt muss sich entscheiden, ob er im Sattel dieses Berufes richtig sitzen will. Wenn er das will, dann muss er sich bemühen, leidenden Menschen zu helfen, egal ob sie mit der 'Knete' in den Händen oder mit ihren 'leeren' verarbeiteten Händen kommen. Die weggerutschten Dinge von Anstand und Ethik müssen zurechtgerückt und ins Lot gebracht werden. Füße haben die persönliche Bescheidenheit und Ehrenhaftigkeit zu erlaufen, damit es eine wirkliche und wirkende Menschlichkeit geben kann.