Hartnäckig hält sich die Mär, dass Charlotte Buff Goethes erste große Liebe und das Modell für Lotte in dem Roman Die Leiden des jungen Werther gewesen sei, und was Äußerlichkeiten und Lebensumstände betrifft, ist sie wohl auch tatsächlich das wichtigste Vorbild für Werthers Lotte gewesen. Doch die Gefühle, die Werther Lotte entgegenbringt, entsprechen nicht den Gefühlen, die Goethe für Charlotte Buff gehegt hat. Der gefühls- und erlebnismäßige Hintergrund für die Darstellung im Werther-Roman beruht auf Ereignissen, die während Goethes Aufenthalt in Leipzig stattgefunden haben. In der Zeit zwischen April 1766 und März 1768 unterhielt er eine Beziehung zu Käthchen Schönkopf. Wenn es daher in Dichtung und Wahrheit, im dreizehnten Buch, heißt: Die erste Liebe, sagt man mit Recht, sei die einzige: denn in der zweiten und durch die zweite geht schon der höchste Sinn der Liebe verloren. Der Begriff des Ewigen und Unendlichen, der sie eigentlich hebt und trägt, ist zerstört, sie erscheint vergänglich wie alles Wiederkehrende so ist nicht Charlotte Buff gemeint, sondern Käthchen Schönkopf. Dieses Buch soll das anhand von Dokumenten aufzeigen, die der psychologisch geschulte Autor einfühlend deutet.