Mit ihrem Band über Joseph Haydns Vertonung aus dem Jahre 1785 und deren verschiedene Fassungen deuten die beiden Autoren, der Musikwissenschaftler Matthias Henke und der Neutestamentler Hans-Ulrich Weidemann, diese Ikone des musikalischen Weltkulturerbes erstmals als Gesamtkunstwerk. Sie verstehen es als eine Art Theatrum sacrum, das nur aus dem Zusammenspiel von bibeltheologischem Wissen, liturgischer Handlung und musikalischen Interaktionen verstehbar ist. Der musikalischen Analyse der Sonaten wird daher nicht nur die exegetische Analyse der biblischen Sterbeszenen Jesu mit ihren „letzten Worten" an die Seite gestellt, hinzu kommt die Geschichte der Siebenworttraktate im Kontext der Passionsfrömmigkeit. Außerdem widmen sich die Autoren ausführlich dem ursprünglichen gottesdienstlichen Kontext des Werkes: der aus dem peruanischen Lima des 17. Jahrhunderts stammenden Tres Horas-Andacht für den Karfreitag.