Diese Ausgabe von "Arge Sitten" wurde mit einem funktionalen Layout erstellt und sorgfältig formatiert.
Aus dem Buch:
"In einer guten, deutschen Stadt, deren Namen ich Euch nicht zu nennen brauche, in einer Stadt, welche, Gott sei Dank! nachgerade zu groß geworden ist, um noch länger eine Kleinstadt heißen zu wollen, und welche mit Gottes Hülfe niemals groß genug werden wird, um eine Großstadt sein zu können – in eben derselben guten deutschen Stadt stand noch vor unlanger Zeit ein altes graues, hochgegiebeltes Haus, in dessen Erdgeschosse die Fuhrleute, welche die Landstraße gegen Süd-Osten bewanderten, ihre Pferde beschlagen ließen. Vor einem Dutzend von Jahren etwa hat die Bauwuth der Neueren Haus und Schmiede abgebrochen und es würde mir heute schwer werden, auch nur genau die Stelle anzugeben, wo sie gestanden. Denn selbst Grund und Boden der damaligen abschüssigen und gewundenen Straße ist theils abgetragen, theils aufgeschüttet worden und nur um ungefähr die Lage zu bestimmen, sage ich Euch, das Haus war etwa da zu suchen, wo jetzt die "neue Lessingstraße" den "kleinen Hegelplatz" durchschneidet, um dann geradewegs zu dem schöngepflasterten Quai "Ulrich von Hutten" zu führen, welch letzerer in neuester Zeit die Xylographen aller illustrirten Wochen- und Monatsschriften so sehr beschäftigt."
Hans Hopfen (1835-1904) war ein deutscher Schriftsteller. Der Roman "Verdorben zu Paris" enthält sehr geistreiche Studien über den Pariser Chik. Die Heldin des Romans ist eine Elsässer Gouvernante, die an diesem Chik und in Folge mehrerer resolut erzählter Abenteuer in der Weltstadt zu Grunde geht. Dagegen bewegt sich der Roman "Arge Sitten" in deutschen kleinbürgerlichen Kreisen, in denen es indeß ebenfalls an pikanten Abenteuern nicht fehlt.