"Verpiss Dich" zischt es unter der dunklen Sturmhaube hervor. Ich stecke bis unter die Haarspitzen voller Adrenalin, begreife aber sofort. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen stehen zu bleiben. "Freeze", wie der Amerikaner so schön sagt. Das erste Mal nach vier Treppen und einem 100-Meter-Sprint nehme ich meine Umgebung richtig wahr. Die Hauptstraße um mich herum ist leer - klar, sie ist gesperrt. Die Kamera drückt schwer auf meine rechte Schulter. Mein Atem rasselt - ich muss für meinen neuen Beruf dringend mehr trainieren.
In der Zeit von Blut und Tränen der Privatsender gibt es den täglichen Kampf um das beste Bild oder die beste Szene. Für mich ist es egal, ob es brennt, Leichen in Autowaracks liegen oder tote Kinder aus dem Wald geborgen werden - Ich bin als Kameramann immer näher dran als der Redakteur, denn das ist meine Aufgabe. Egal wie eklig es wird, egal wohin es geht. Ich bin schnell bereit, jene Grenzen zu überschreiten vor denen andere Menschen Halt machen. Das ist damals die Hauptvoraussetzung um in dem Geschäft erfolgreich zu sein - keine Skrupel zu haben. Auch wenn heute viele Anderes behaupten.
Wie sieht damals die Arbeit eines Nachrichtenkameramanns aus und was macht sie mit mir und den Menschen um mich herum? Ein Blick hinter die Kulissen vom Nachrichten-Wildwest im Deutschland des aufkommenden Privatfernsehens.