Ist der Mensch womöglich eine Sackgasse der Evolution, der die Götter als Ausflucht aus dieser Zwickmühle braucht? Denn alle bisherigen Zivilisationen haben auf Götter nicht verzichten können – die Ägypter nicht auf Osiris, die Sumerer nicht auf Ischtar, die Hellenen nicht auf Zeus… und die Christen letztlich nicht auf ihren Mensch gewordenen Gott Jesus Christus. Sind Religionen im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen also nichts anderes als heute noch erhaltene Relikte einer früheren Entwicklungsstufe des menschlichen Denkens, das zwar selbst Teil dieser Welt ist, jedoch durch seine Entwicklung dazu beitrug, die Welt, sich selbst und seine Rolle in ihr zu reflektieren? Die Strahlkraft des Sterns über Bethlehem allerdings ist inzwischen am Verblassen, der magische Kompass, der einst helfen mochte, aus dem Jammertal herauszufinden, ist im Laufe der Jahrhunderte durch ein Navigationssystem nüchternen Denkens und notwendigen Wissens ersetzt worden: die Evolution entlässt ihre Kinder. Und die suchen und fragen hartnäckig und bohrend nach der Wahrhaftigkeit im Betrug.
Nach seinem im letzten Jahr bei Lehmanns media erschienenen Erstling „Anleitung zur vergeblichen Gottessuche“ bietet Günter Scholz mit seinem neuen Buch ein weiteres provokantes Lesevergnügen zum Thema: wer bin ich, wer sind wir?