Das Genre der »études philosophiques« ist im französischen Sprachraum weit verbreitet. Es gibt mehrere Zeitschriften dieses Namens und an den Universitäten werden häufig unter einem solchen Titel Veranstaltungen angeboten. In diesem Buch erprobt der Philosoph Günter Fröhlich das hierzulande noch wenig eingeführte Konzept der philosophischen Etüde: Denn wie das Klavierspiel (man denke etwa an Chopins »Etüden«) oder eine handwerkliche Fertigkeit lässt sich auch das Denken üben, wenn wir häufig, bewusst und geregelt über etwas nachdenken – und wie etwa beim sportlichen Training ist es wichtig, nicht einfach »drauflos zu denken«.
Der Autor nimmt sich in vierundzwanzig kleinen und überschaubaren Übungsstücken gängiger Vorurteile und vorgefasster Meinungen an. Ansichten wie »Der Mensch stammt vom Affen ab«, »Wahrheit ist relativ« oder »Schön ist, was gefällt« werden zunächst vorgestellt und möglichst stark gemacht, um sie anschließend in Zweifel zu ziehen und zu erschüttern. Die Etüden sind so gestaltet, dass eher ungewohnte Argumente vorgebracht und verblüffende Betrachtungen angestellt werden, weil beim Denken jederzeit mit Überraschungen zu rechnen ist; und sie sind offen gehalten, weil es auf das selbstständige Weiterdenken ankommt und nicht allein auf den Bezug zur philosophischen Tradition.