Große Persönlichkeiten der Gegenwartsphilosophie und des geistigen Lebens insgesamt, die sich als Atheisten bekennen, legen eine seltsame Nachdenklichkeit an den Tag: Keine aggressive Kampfstimmung, sondern ein mitunter schmerzliches Vermissen Gottes ist der Grundtenor. Man spricht von einer "atheistischen Spiritualität", von einer "Mystik ohne Gott", oder man übt die Haltung einer heiteren Gelassenheit ein. Martin Walser, Ronald Dworkin, Alain de Boton, Latour und Comte-Sponeville sind nur einige Vertreter dieses neuen Phänomens. Für allzu selbstsichere Gläubige eine heilsame Irritation.