Die in jiddischer Sprache geschriebenen Memoiren, die Glikl bas Judah Leib 1689, nach dem Tod ihres ersten Ehemannes begann und bis 1719 fortführte, sind die erste erhaltene und bekannte Autobiographie einer Frau in Deutschland und wurden eine herausragende Quelle der Forschung für die deutsch-jüdische Geschichte und Kultur. 1910, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, wurden Glikls Memoiren durch Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, aus dem Westjiddischen übersetzt und veröffentlicht. Bertha Pappenheim war eine entfernte Verwandte von Glikl bas Judah Leib, sie ließ sich 1925 von Leopold Pilichowski sogar im Kostüm der Glikl malen. Als außergewöhnlich umfangreiches Beispiel eines nicht in künstlerisch-literarischer Absicht geschriebenen jiddischen Texts diente es auch als Basis sprachwissenschaftlicher Studien. Das Jüdische Museum Berlin widmet der hamburgischen Kauffrau ein Kapitel in der Dauerausstellung und zeigt anhand ihres Lebens die Schwierigkeiten vor der Jüdischen Emanzipation, der Integration der Juden in die Nation.