Jedes Pathos meidend, läßt Gabriele Kögl kunstvoll ihre Protagonistin, eine Mutter dreier erwachsener Kinder und mehrfache Großmutter, erzählen. Sie ist aus der Gegend ihrer Geburt kaum herausgekommen, und im Grunde genommen hält sie die ohnehin für den einzigen lebenswerten Flecken der Welt, obwohl sie als junge Frau mit unehelichem Sohn hier weiß Gott kein leichtes Leben hatte, selbst dann nicht, als sie später doch noch jemanden zum Heiraten fand. In der Fremde lauern Gefahr und Verderbnis, soviel steht fest, aber der Umstand, daß die Tochter nach Wien gegangen ist und ein Sohn nach Deutschland geheiratet hat, ist nicht nur für die Kinder bedrohlich, sondern, wie wortreich sie das auch verbergen will, vor allem für die Zurückgebliebene selbst. Niemand wird da sein, wenn sie Hilfe braucht. Wenn wenigstens die Enkel ab und an zu Besuch kämen! Den meisten Nachbarn geht es kaum besser; und die Schwägerin hat noch größere Sorgen, weil deren Tochter sogar nach Amerika gegangen ist, wo die Häuser aus Pappe sein sollen und keinem Sturm standhalten. Aber ein rechter Trost ist das auch nicht. Gabriele Kögl hat einen faszinierenden Roman geschrieben über Liebe und Verrat, über Leben und Sterben und Schuld, über das Mit- und Gegeneinander der Generationen am Schnittpunkt der archaischen Werte des Dorfes und der Moderne am Beginn des 21. Jahrhunderts.