Glosse und Buchbesprechung, Essay, Portrait und Interview – die Formen, derer sich Fritz J. Raddatz journalistisch bedient, sind so vielfältig wie seine Tonarten und Interessen, und so eröffnet «Stahlstiche» ein Spektrum, in dem sich das ganze 20. Jahrhundert mit seinen Erfahrungen wiederfindet. Politische Ideen, Literatur und Kunst: der Weltkrieg und das Verhältnis der beiden deutschen Staaten, die Rolle Brechts und die Kontroversen um Grass, Apartheid, Pazifismus, Wiedervereinigung ... Aus der Fülle der Themen sind eine Reihe klassischer Zeitungsstücke aus der Glanzzeit des deutschen Feuilletons hervorgegangen, Stücke, wie nur Raddatz sie schreiben konnte. Hat ein anderer Journalist die Wiedervereinigung so begleitet wie er, isoliert innerhalb der Linken, zugleich hellsichtiger im politischen Urteil durch die eigenen Erfahrungen in Ostberlin? Hat ein anderer so entschieden nach zwanzig Jahren moralische Bilanz gezogen? Gibt es noch Interviews wie die, die Fritz J. Raddatz mit Nadine Gordimer oder Alfred Hrdlicka geführt hat?
Das Buch faßt Raddatz' publizistische Arbeit aus dreieinhalb Jahrzehnten zusammen und dokumentiert damit eines der großen journalistischen Lebenswerke der Nachkriegszeit. Als solches tritt es neben die 2010 erschienenen, vielfach gefeierten Tagebücher von Fritz J. Raddatz.