Narzissmus begegnet uns im Zeitalter von Schönheitsidealen, Popkultur, Erfolgsstreben und einer stark ansteigenden virtuellen Präsenz im Internet, wo jeder im Grunde sich selbst neu erschaffen kann, fast überall. Es geht darum, in einer Gesellschaft etwas darzustellen, wobei gleichzeitig die Individualität angestrebt wird und die einheitliche Übereinstimmung mit der Masse. Zwei Welten und Bestrebungen interferieren hier. Besonders neue Trends und Moden werden sofort aufgegriffen und gelebt, wenn sie helfen, sich irgendwie zu definieren. Dem gegenüber steht der Wunsch, sich von der Masse abheben zu wollen und etwas zu sein oder zu tun, das klare Unterschiede zum Rest setzt. Leider geschieht das zum Teil auch sehr radikal. Wer auffallen möchte, sucht nach Möglichkeiten auf allen Ebenen. Das kann auch sehr destruktiv oder sogar selbstzerstörerisch erfolgen.
Manch einer riskiert für den Kick des Auffallens sogar sein Leben. Hinter all diesen Versuchen, dem Dasein irgendwie eine Bedeutung abzugewinnen, liegt natürlich eine Form von Eitelkeit. Zum Narzissmus ist es dann nicht weit, wobei dennoch klare Grenzen einer korrekten Zuordnung gesetzt werden müssen. Wirklicher Narzissmus hat mit der normalen Eitelkeit nämlich wenig zu tun.
Dieses Buch soll daher zeigen, was Narzissmus ist, wie er sich bei den verschiedenen Geschlechtern zeigt und auswirkt, wann er krankhafte Züge annimmt und wie Menschen mit einem Narzissten umgehen können. Hier soll kein Urteil gefällt werden. Vielmehr ist ein Rundumblick angestrebt, der zeigt, wieso die narzisstische Ader beim Menschen so häufig sichtbar wird und wo die Ursachen liegen.