Die Gefährdung des Menschen durch brutale Gewalt ist so alt wie die Menschheit selbst. Neu ist die Dimension der Gewalt, sowohl durch den Wirkungsgrad brutalen Verhaltens in hochtechnisierten Gesellschaften wie auch durch den ständigen Anschauungsunterricht in Gewalt, den die Medien bieten. In extremer Konsequenz kann diese Brutalisierung der modernen Welt die Selbstauslöschung der Menschheit bedeuten, zumindest aber zur abgestumpften Hinnahme von Gewalt als alltäglichem Ereignis führen.
Um so mehr ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit Aggression und Gewalt eine Aufgabe von existentieller Bedeutung. Friedrich Hacker, einer der bekanntesten in Amerika wirkenden Psychiater seiner Zeit und vielbeschäftigter Sachverständiger an US-Bundesgerichten, analysiert pathologische Fehlfunktionen der Aggressivität an Beispielen wie dem Mordfall Sharon Tate, dem Massaker von My Lai oder dem Harakiri-Phänomen und stellt sie den arterhaltenden Leistungen des Aggressionstriebs gegenüber. Wie Konrad Lorenz, der Vater der vergleichenden Verhaltensforschung, entwickelt er eine ambivalente Theorie der Aggression und beschreibt Praktiken zur Kontrolle ihrer destruktiven Tendenzen. Diskussionen mit Aggressionsforschern anderer Disziplinen runden Hackers Buch zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit der komplexen Problematik der Aggression ab.