Um 1900 war Großbritannien auf dem Höhepunkt seiner Macht und besaß ein riesiges Empire. Kein anderes Land hatte damals einen ähnlich hohen Grad an Urbanisierung und Industrialisierung erreicht. Auch Konsumgesellschaft und Populärkultur waren deutlich weiter entwickelt. Nirgendwo sonst vollzogen sich aber auch der Rückgang der Industrie und der Aufstieg der Dienstleistungen so früh und so gründlich. Dieser zeitliche Vorsprung Großbritanniens hatte Vor- und Nachteile. Viele Entwicklungen dauerten länger als auf dem Kontinent, wo man auf britische Erfahrungen aufbauen konnte. Zugleich blieb den Briten aber mehr Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen. Das geschah nicht ohne Gewalt, insbesondere in den Kolonien. Doch die gesellschaftlichen Konflikte verliefen deutlich friedlicher als etwa in Deutschland, so dass George Orwell als wichtigste Eigenschaft der Briten hervorhob «einander nicht zu töten». Mit viel Sympathie für seinen Gegenstand porträtiert Franz-Josef Brüggemeier Großbritannien im 20. Jahrhundert und öffnet den Blick für die Vielfalt der britischen Geschichte.