Der Reichswirtschaftsrat gilt gemeinhin als typisches Beispiel für die großen Erwartungen der Revolution von 1918/19, die sehr bald an der harten Wirklichkeit der Weimarer Republik zerbrachen. Diese Studie betrachtet ihn neu und rückt seine Rolle als Akteur in Wirtschaftsordnung und politischem System in den Fokus. So erscheint der Reichswirtschaftsrat als Versuch, die komplexen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Weimarer Republik durch einen Politikstil zu bewältigen, der auf rationale Kooperation statt ideologische Konfrontation setzte. Doch die Räume für eine solche »Politik der Ökonomie« waren denkbar klein: Dem Reichswirtschaftsrat blieb so nur ein prekärer Platz zwischen allen Stühlen des politischen Systems, zwischen Wirtschaft und Politik, Technokratie und Parlamentarismus.