von Eva Joachimsen
In 20 Minikrimis wollen Kleinkriminelle mit einem genialen Coup reich werden, während junge Frauen und resolute Seniorinnen sich aus Mitleid um Gerechtigkeit kümmern. Aufmerksame Beobachter sorgen wiederum für Aufklärung von Verbrechen.
Schüchtern hob Christina ihre Hand, um die Kellnerin auf sich aufmerksam zu machen. Aber die übersah den nur halb erhobenen Arm. Schließlich stand Christina auf und suchte sich am Tresen ein Stück Sahnetorte aus und bestellte ein Kaffeekännchen. Dann setzte sie sich wieder an den kleinen Tisch in der hintersten Ecke. Nervös fingerte sie an ihren Manschetten herum. Sie wartete gespannt auf den Mann aus der Anzeige. Ob er die richtige Entscheidung gewesen war? Auf dem Foto, das er ihr geschickt hatte, sah er sehr gut aus. Christina, Anfang dreißig, wirkte mit ihrem biederen Jackenkleid, der dunkelblonden Pagenfrisur und den rosa geschminkten Lippen recht altbacken und erheblich älter als sie war. Der kostbare Schmuck hatte sicher noch ihrer Großmutter gehört und passte gar nicht zu ihr.
„Sind Sie Christina Brügmann?“, fragte eine angenehme, warme Stimme hinter ihr.
Erschrocken fuhr Christina hoch. Der Mann sah noch besser aus als auf dem Foto.
„Ja.“ Verlegen drehte sie ihren Brillantring hin und her. „Und Sie sind Enrico Hartmann?“
„Genau, meine Mutter war Italienerin, daher der italienische Vorname“, erklärte er. Ihr feines Lächeln bemerkte er nicht.
Er bestellte sich einen Cappuccino und ihr noch ein Glas Wasser, einen Kognak lehnte sie ab.
„Haben Sie zum ersten Mal auf ein Inserat geantwortet?“, fragte er.
Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
„Bei mir ist es auch das erste Mal. Mit so einer Antwortflut hatte ich gar nicht gerechnet, tagelang habe ich gelesen und ausgewählt. Ich habe es mir gründlich überlegt, ob ich so mutig sein sollte. Aber ich bin durch meine Firma so eingespannt, dass ich keine Zeit habe, neue Kontakte zu knüpfen.“