Ernst Fischers Lebenskurve, die er hier mit bestechender Ehrlichkeit und präziser Objektivität nachzeichnet, ist gleichzeitig die Fieberkurve des 20. Jahrhunderts: Wir erleben den Kampf, die Irrtümer und die Verzweiflungen eines Menschen, der keineswegs auszog, seine Zeit in die Schranken zu fordern, der vielmehr ein sensibler, genießender, der Kunst und ihrer Analyse zugewandter Mann war. Aber eben aus dieser Sensibilität heraus, aus intellektueller Redlichkeit stellte er sich der Forderung seiner Zeit.
Selten ist die Zeit des Untergangs der k. u. k. Welt, ist der Kampf um ein demokratisches Österreich zwischen Hitler und Mussolini so spannungsreich geschildert worden. Für eine Generation, die all dies kaum vom Hörensagen kennt, wird hier die Entwicklung eines geistigen Freischärlers zum Sozialdemokraten und zum Kommunisten als ein Stück Geschichte erzählt.
Ernst Fischers Bericht von den Jahren in der Sowjetunion schließlich ist schlichtweg sensationell; es sind keine «Enthüllungen» im Sinne der namentlichen Denunziation, wenn ihm auch glänzende Porträts von Gefährten und Mitkämpfern wie Togliatti, Dimitroff oder Herbert Wehner gleichsam «unterlaufen». Aber es ist der Bericht eines unkorrumpierten, fast naiven Mannes, der Faschismus und Diktatur floh und in die Apparatur der stalinistischen Diktatur geriet, düster, fremd, nicht greifbar, kaum definierbar.