Der Beitrag "Zum Gefühl der Ohnmacht" ist in mehreren Hinsichten ein bemerkenswerter Aufsatz. Es ist die letzte, noch in deutscher Sprache verfasste (bevor er nur noch Englisch veröffentlichte); vor allem aber präsentiert sich Fromm in ihm als Psychoanalytiker und analytischer Therapeut. Einerseits gibt er eine klinische und psychodynamische Beschreibung des Gefühls der Ohnmacht; andererseits erklärt er dieses Gefühl als für den bürgerlichen Charakter besonders typisch. Der Aufsatz zeigt paradigmatisch, wie Fromm die Grenze zwischen „Neurose“ und „bürgerlicher Normalität“ bestimmt, wo klinische Beobachtungen und gesellschaftskritische Sicht, psychoanalytisches und sozialpsychologisches Denken übereinkommen. Im Mittelpunkt seiner Analyse steht dabei das Nichternstnehmen des Kindes in der bürgerlichen Gesellschaft und deren Relevanz für die Pädagogik und Erziehung.