Erich Fromm wuchs bei orthodox lebenden jüdischen Eltern auf, wandte sich dann aber von seiner jüdischen Vaterreligion ab, um einer der bedeutendsten Humanisten des 20. Jahrhunderts zu werden. Als solcher beschäftigte er sich gegen Ende seines Lebens noch einmal mit dem Alten Testament, in dem sich "der Genius eines Volks ausdrückt, das viele Generationen lang für Leben und Freiheit kämpfte".
Seine humanistische Interpretation des Alten Testaments verdeutlicht Fromms eigenes Religionsverständnis: Religion soll dem Menschen zu einer weitgehenden Unabhängigkeit von fremden Mächten verhelfen. Sie soll ihn sogar von jeder Gottesvorstellung befreien und ist deshalb in erster Linie Religionskritik. Zugleich bekennt sich Fromm zu einer humanistischen Religiosität, wie sie in bestimmten Richtungen der Mystik (etwa bei Meister Eckhart oder im Zen-Buddhismus) zutage tritt.