Mit dem Beitrag ‚Die gesellschaftliche Bedingtheit der psychoanalytischen Therapie‘ wendet Erich Fromm seinen eigenen sozial-psychoanalytischen Ansatz erstmals auf die Therapie und auf Fragen der therapeutischen Technik an – und provoziert damit eine Kontroverse mit der orthodoxen Richtung der Psychoanalyse. Fromm zeigt in diesem 1935 veröffentlichten Aufsatz, dass Freud selbst zwar bewusst eine tolerante Einstellung zum Analysanden, unbewusst jedoch die gleiche verurteilende Einstellung im Sinne der gesellschaftlichen Tabus hatte, wie die von ihm kritisierte bürgerliche Welt mit ihrer restriktiven Sexualmoral. Dabei zieht Fromm Freuds Umgang mit „oppositionellen“ Analytikern – mit Groddeck und Ferenczi – als Beispiel heran, um seine Haltung und unbewusste Einstellung aufzuzeigen. Ähnlich wie Sándor Ferenczi plädiert Fromm für eine Haltung „der unbedingten Bejahung des Glücksanspruchs des Patienten“.