Der Beitrag "Den Vorrang hat der Mensch. Ein sozialistisches Manifest und Programm" ist ein einzigartiges Zeugnis für Erich Fromms parteipolitisches Engagement. Bald nach der Veröffentlichung von "Wege aus einer kranken Gesellschaft", engagierte sich Fromm in der „Socialist Party – Social Democratic Federation“ (SP-SDF) der USA – einer Partei, die „zur Stimme des wissenschaftlichen und moralischen Gewissens in den Vereinigten Staaten“ werden sollte, wie Fromm in einer Werbeschrift für diese Partei formulierte. Fromm erhielt 1958 den Auftrag, für die Partei ein neues Programm auszuformulieren. "Den Vorrang hat der Mensch. Ein sozialistisches Manifest und Programm" war das Resultat. In ihm versuchte Fromm, die überbrachten sozialistischen Vorstellungen zu revidieren und der sozialistischen Partei eine fundamentaldemokratische und humanistische Ausrichtung zu geben.
Auch wenn sich die Parteimehrheit nicht mit Fromms Entwurf anfreunden konnte (und sich Fromm deshalb aus der Parteipolitik der US-Sozialisten wieder zurückzog), so ist dieses Manifest doch ein einzigartiges Dokument. Es enthält ganz konkrete Schlussfolgerungen, wie in einer hochkapitalistischen Wirtschaft und einer von Renditeinteressen bestimmten Gesellschaft Wirtschaft, Arbeit und politische Entscheidungsfindung organisiert sein müssen, damit der Mensch und seine menschlichen Bedürfnisse wieder vorrangig werden.