Küchengespräche mit Frau L.

Porträts und Geschichten

Elisabeth Schulz-Semrau

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Beschreibung zu „Küchengespräche mit Frau L.“

Ich bin heute fix und alle - ein türkischer Kaffee, und schon wird die große - kleine Welt lebendig in den Küchengesprächen mit Frau L., die ihre vier Kinder allein großzieht.
Wie überlebte Trude R. zwanzig Jahre Lagerzeit und Verbannung?
Warum will die Fürsorgestelle der minderjährigen Ines das Kind absprechen?
Was geschieht, wenn Gerda, das Nuschtchen, Ziehschwester und Dienstmagd der Königsberger Zeit, plötzlich wieder mit ihrem Pappkoffer in der Tür steht?
Eine lange gedemütigte Ehefrau ersinnt eine heilsame Kur für ihren pflegebedürftigen Ehemann ... Mit Wärme, Anteilnahme und Witz erzählt Elisabeth Schulz- Semrau von tapferen Leuten, denen sie begegnete.
Im wörtlichen Sinn zwischen Tür und Angel frage ich sie: Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich über Sie schreibe? Mit dieser Unbedenklichkeitsgeste, die ein Charakteristikum ihres Wesens ist, wirft sie den Kopf hoch, leicht rechts, schüttelt ihn kurz, wobei sie die Unterlippe ein wenig über die obere schiebt, am Kinn bilden sich Grübchen, die Nase gerät in der Bewegung schmaler, sie sagt: Können Sie ruhig. Mich kennt ja doch keiner ...
LESEPROBE:
Aber jetzt las sie endlich. Und wir saßen ohne persönliche Einladung in der zweiten Reihe sogar; wir waren einfach, als die hochgeschlossene Chefredakteurin sich um sie mühte, hineingeschlüpft, so ganz selbstverständlich tuend, zwischen all den festlich gekleideten Kulturschaffenden. Dabei waren gar nicht alle gekommen, diese Kultur- - ach, ich habe keine Lust, das Wort ärgerte mich seit ’ner halben Stunde, in der wir vergeblich versucht hatten, in den Saal dieses Barockschlösschens hineinzugelangen.
Sie las die Geschichte dieses Diplom-Ingenieurs, den wir schon im ersten Band kennengelernt hatten. Seine Frau war nicht mit zu uns gekommen, obwohl sie ihn liebte, er sie liebte. Einige Male war er in den kleinen Ort am Rhein gefahren, den die Schriftstellerin sicher selbst gut kannte, sie war ja aus der Gegend, immer aber ohne sie in das große Werk zurückgefahren, das er nach dem Krieg mit aufbaute. Und als sie sich endlich entschloss, sein Kind bei ihm, bei uns zu erwarten, war es zu spät, starb sie.
Warum ließ sie seine Frau sterben? Nun hätten sie doch endlich leben, miteinander, füreinander leben können. Dazu brauchte sie doch nicht herüberzukommen, wäre sie dann schon lieber dageblieben, auch wenn’s Westen ist, aber sterben? - Im Leben gibt’s oft so uneingeplante Dinge, die schmerzen oder ärgern.

Über Elisabeth Schulz-Semrau

Elisabeth Schulz-Semrau
Am 14.7.1931 als Tochter eines Beamten im ehemaligen Königsberg/Preußen (heute Kaliningrad) geboren. Mädchenname: Elisabeth Appe.
Vier Jahre konfessionelle Grundschule, drei Jahre Lyzeum. 1945 Flucht in die Altmark, Tangermünde. Oberschule ohne Abschluss.
1948 bis 1949 Lehrerbildungsinstitut, ab November 1949 Lehrerin.
Fernstudium für 1. und 2. Lehrerprüfung, Fernstudium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam.
Bis Ende August 1967 Lehrerin in Rangsdorf bei Berlin. ...


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2014

Druckseiten:

ca. 173

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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