Fremd in der Welt und fremd dem eigenen Leben gegenüber, folgt Elfriede Jelinek in ihrem Text den Spuren des Wanderers aus Franz Schuberts «Winterreise». Der Weg beginnt im Gewirr des Hier und Jetzt (Bankenskandale, Entführungsopfer, die eingekerkert aus der Zeit fallen) und führt immer deutlicher zu Stationen in Jelineks Biographie: die komplizierte Beziehung zur Mutter, die Einweisung des Vaters in die Psychiatrie, bis hin zu einer ebenso schonungslosen wie ironischen Selbstabrechnung Jelineks mit ihrer Rolle als Autorin, die «das immer gleiche Lied leiert».
Einer musikalischen Engführung gleich, ruft «Winterreise» in beeindruckender Klarheit und fast unheimlicher Dichte noch einmal all die Themen auf, die Elfriede Jelinek in den letzten Jahren und Jahrzehnten beschäftigt haben. Zugleich hat man die Stimme der Autorin selten so ungeschützt und unmittelbar vernommen.