Der Roman "Barackenkind" ist in drei Teile gegliedert:
Im Prolog schildert die Hauptperson Elisabeth das Leben ihrer Mutter. "Leokadia, meine Mutter, ist heute vor allem eine Stimme in meinem Kopf, eine Stimme, die singt" und eine Stimme, die erzählt: "Weißt, Lischen…."
Es waren schwere Erfahrungen, von denen Leokadia erzählte. Sie hatte das Schicksal vieler Russlanddeutscher in den beiden Weltkriegen erlitten: Als Kind war sie nach Sibirien verschleppt worden und am Ende des 2. Weltkriegs mit ihren sieben Kindern von Ostpreußen nach Niedersachsen geflüchtet, wo sie als Kriegerwitwe schwer arbeitete, um ihre Kinder durchzubringen. Elisabeth, noch ein Kleinkind zu der Zeit, litt sehr darunter, dass ihre Mutter selten zu Hause sein konnte. Sehnsucht nach ihr war das Grundgefühl ihrer Kindheit.
Der Hauptteil spielt in den 90er Jahren. Elisabeth, Anfang 50, geschieden, Lehrerin und Schriftstellerin, besucht in ihren Herbstferien ein Treffen der Menschen, mit denen sie die Kindheit in einem Flüchtlingslager der Nachkriegszeit verbracht hat. Auf dem Weg dorthin holen sie die Schrecken von damals wieder ein.
Lange hat sie gezögert, die Einladung zu dem Treffen in Herbstede anzunehmen, wo sie als kleines Kind mit ihrer Familie 1945 gelandet war. Sie möchte nichts zu tun haben mit den Gespenstern ihrer Kindheit. Aber als immer häufiger Erinnerungen an das Barackenlager in ihre Ferienwoche einbrechen, beschließt sie, loszufahren und vor dem Treffen Herbstede wiederzusehen und ihre dort lebenden Geschwister zu besuchen.
Nachts sind alle Erinnerungen wieder da: Einsamkeit, Schuldgefühle, Angst in vielfältiger Form: vor dem Teufel, vor Spuk, vor Gewalttätigkeit und sexuellen Übergriffen. Der alte Bubi aus dem Altersheim zahlte fünfzig Pfennig, wenn ein Mädchen die Hose auszog. Das Ledergesicht hat Gundel vergewaltigt. Aber am schlimmsten für sie war das tägliche lange Warten auf die Mutter.