Nussknacker und Mausekönig ist möglicherweise das unterschätzte Märchen Hoffmanns. Es gilt in der Forschung weithin als "gelungenes und heiter unkompliziertes Werk". Möglicherweise ist das der Grund, warum der Forschungsstand zum Nussknacker vergleichsweise klein ist. Auf den ersten Blick scheint diese Einschätzung durchaus zu stimmen; besonders, wenn man es mit komplexen Märchen wie dem Goldenen Topf oder Klein Zaches genannt Zinnober vergleicht. Dennoch bemerkt man bei intensiver Beschäftigung mit dem Nussknacker, dass er trotz seiner kindlichen Heiterkeit keinesfalls literarisch trivial ist. Im Text lässt sich eine verschachtelte Struktur erkennen, die einerseits für das Textverständnis von zentraler Bedeutung ist, und andererseits die Frage aufwirft, ob es sich bei aller narrativer, struktureller und inhaltlicher Komplexität noch um ein Kinder-Märchen handelt.