Nach Expressionismus und Kubismus entwickelt Cesar Klein - erfolgreich arbeitender Künstler, Bühnenbildner und bis 1933 Professor an der Schule des Kunstgewerbemuseums, später Vereinigte Staatsschulen Berlin - ein feines Gespür für emotional Atmosphärisches:
Ob Heiterkeit oder Melancholie, Terror und Schrecken, ob im Unbewussten auftauchende uralte Matern oder Muttergestalten (Eberhard Roters)- die von Cesar Klein geschaffene Bildwelt formuliert das Drama des Seins in einer neuen Sicht auf menschliche wie auch übermenschliche Befindlichkeiten.
Götterwesen, Menschen und Unmenschen, Masken, Leben und Tod: Bilder, wie Herbststürme und Drei Gestalten, die im Jahr der Machtergreifung der Nazis 1933 entstehen, wirken wie der Ausdruck einer drängenden Vision der bevorstehenden Willkür und Gewalt. Schwebender Klang, im selben Jahr entstanden, oder spätere Bilder wie Morgenröte und auch ein auf den ersten Blick so kompliziertes Gebilde wie Angelus Novus erzählen dagegen von einem anderen, positiven Ausdruck des Seins.
Wie hatte Eberhard Roters, Gründungsdirektor der Berlinischen Galerie, geschrieben? Die Wirklichkeit der Bildwahrnehmung Cesar Kleins diene nicht lediglich dazu, auf die Außenseite des Bildgeschehens hinzuweisen, sondern etwas nicht sogleich Sicht- und Wahrnehmbares aus dem Bild zu transportieren und an uns weiterzugeben, nämlich die Wirklichkeit eines komplexen Empfindungszusammenhanges, der sich uns durch das Bild mitteilt. Die
Befreiung dieses Empfindungszusammenhanges für uns, die Betrachter, sei der
wahre Inhalt eines Bildes von Cesar Klein.
Der Künstler selber spricht schon 1917 von der Erschaffung neuer Welten mit
eigenem Leben nach besonderen geheimen Gesetzen des Ausdrucks.
Zu Amédée Ozenfants kunstphilosophischem Essay über Leben und Gestalten
vermerkt Cesar Klein: Es gibt unendlich viele Harmonien.