Männer und ihre Tränen Manchmal spielt man Rollen, zeichnet Bilder von sich, die nicht den Empfindungen der eigenen Gefühle entsprechen. Die Seele schreit, sehnt sich, leidet, doch nach außen ist man der starke, harte Kerl, der meint einem gesellschaftlichen Rollenbild gerecht werden zu müssen. Mit Sicherheit hat jeder Mann schon einmal in seinem Leben geweint! Menschen, Begegnungen, Situationen haben ihn berührt, haben Gefühle der Trauer oder auch Freude in ihm aufkommen lassen, die ihn gerade zu dem Menschen machten, der er jetzt ist. Aber warum fällt es trotzdem manchen Männern so schwer auch in der Öffentlichkeit, dann, wenn ihnen eben gerade danach ist, einfach zu weinen? Warum spielen sie oft Verstecken mit sich, warum bauen sie Mauern um sich herum auf? Wäre die Welt, das Miteinander nicht viel einfacher, viel schöner, wenn auch Männer ihr wahres Gesicht zeigen dürften und könnten? Männer meinen, dass Erwartungen an sie gestellt werden, das heißt, sie gleichen sich oft diesen Erwartungen an und vergessen dabei ihr eigenes Ich, vergessen die Mitgestaltung ihrer eigenen Persönlichkeit! Wie kann ich mich annehmen, selber Wertschätzen, wenn ich mich nach Vermutungen, scheinbaren Verpflichtungen orientiere und dabei meine Seele außer Acht lasse? Überraschend viele Männer haben sich glücklicherweise geöffnet, stehen inzwischen zu ihrem Ich, stehen zu den schweren und leichten Momenten in ihrem Leben. Die meisten der befragten Männer wurden von mir ganz spontan an verschiedensten Orten angesprochen: Im Fitnessstudio, auf Partys, im Büro, bei privaten Begegnungen, je nachdem wie es die Lebenssituation gerade ermöglichte. Viele der Männer waren recht schnell bereit, mit mir ein Gespräch über ihre Tränen zu führen, doch einige lehnten es grundsätzlich ab. Manche aber brauchten auch eine Bedenkzeit, Tage der inneren Besinnung. Die Beiträge wurden so, je nach verbleibender Zeit, entweder oberflächlicher oder aber tiefer, intensiver.