Dieter Wellershoff folgt der Darstellung von Liebe und Leidenschaft, Verführung und Ehebruch in exemplarischen Werken der Literatur der letzten zweihundert Jahre, wobei er das Werk und die jeweilige Lebensgeschichte der Autoren, von Goethe bis Houllebecq, spannend und hellsichtig miteinander verknüpft. Die klassischen Themen Liebe und Leidenschaft, Verführung und Ehebruch haben in den großen Romanen und Erzählungen der letzten zweihundert Jahre einen Ausdruck gefunden, der deutlicher als alle anderen Zeugnisse einen tiefgreifenden Wandel erkennen lässt. In immer neuen Schüben wurde die Bindung des Begehrens an Rituale und seine Kanalisierung durch Ehe und Moral von dem Wunsch nach uneingeschränkter Erfüllung gesprengt. Doch das Glück, das in diesem Prozess versprochen war, scheint immer weniger zu gelingen.
In seinem neuen Buch, das ihn in gleicher Weise als brillanten Literaturkenner und Menschenbeobachter ausweist, folgt Dieter Wellershoff an beispielhaften Werken der Spur des Begehrens in der Literatur von Goethes Leiden des jungen Werthers bis zu Michel Houellebecqs Elementarteilchen. Er verbindet in vielfältiger wechselseitiger Spiegelung Werk, individuelle Lebensgeschichte und Zeitgeschichte und lässt die Autoren und ihre Darstellung des Sexuellen, ihre Obsessionen und Verstörungen nah und anschaulich vor uns erstehen, von Stendhal bis Henry Miller, von Marcel Proust bis D.H. Lawrence: Literatur mit Bodenhaftung und Liebende im trügerischen Licht der Illusion.