Dies Buch beschreibt die Geschichte der ersten 20 Jahre eines christlichen Vereins, des Café Jerusalem, in Neumünster. Christen haben hier Gottes Auftrag angenommen, Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft leben, Lebensraum zu schaffen und, wenn möglich, Glauben und Hilfen zur Wiedereingliederung zu vermitteln. In unserem Cafe entstand schon 1995 in Schleswig-Holstein die erste Straßenzeitung, die «Jerusalëmmer». Es waren unsere «Gäste vom Rande», die sie redaktionell machten und auf den Straßen verkauften. Wir gründeten schon im zweiten Jahr als Selbsthilfeeinrichtung ein Möbellager und einen Kleiderladen. Wir halfen damals zum Beispiel sogar Kleidung nach Polen und Nähmaschinen nach Afrika zu vermitteln, und unsere prekär lebenden Gäste erfuhren etwas von der Würde, die Helfen verleiht. Dadurch, daß wir uns bei der Suche nach geeignetem Gast- und Arbeitsraum nicht aus dem Zentrum der Stadt verdrängen ließen, waren wir Anwälte der Armen, die man nicht aus ihren Lebensräumen an den Rand verdrängen darf.
Unsere Arbeit war aber nicht allein einfühlsame Sozialarbeit, sie war vor allem Glaubensabenteuer und Test der Treue Gottes. 1994 stürzten wir uns in das Wagnis mit festen Spendenzusagen von weniger als 1.000 DM pro Monat und notwendigen Ausgaben von rund 5.000 DM monatlich, und das in einem Abbruchhaus, das uns von den Besitzern nur für ein halbes Jahr zur Nutzung garantiert war. Im Vertrauen auf Gott fingen wir einfach an. Und wir erfuhren, daß Gott uns nicht abstürzen ließ.