Aus der Distanz betrachtet, war es zweifellos eine ungewöhnliche Konstellation: Ein 21-jähriger Physikstudent geht in der Pfeilstraße 9 in Berlin-Niederschönhausen bei Hanns Eisler (1898–1962) ein und aus, einem der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Nicht um zusätzlich Musik zu studieren oder sein erstes Streichquartett beurteilen zu lassen, sondern – aus Empörung über einen Redakteur ...
Prof. Dr. Dieter B. Herrmann wurde als Direktor der Archenhold-Sternwarte und des Berliner Großplanetariums bekannt und moderierte die populäre Wissenschaftssendung „AHA“ im DFF. Seine Gespräche, die er zwischen 1960 und 1962 mit Hanns Eisler führte, durften in der DDR nicht erscheinen.
Dies sind die mitteilenswerten Ausschnitte aus den Aufzeichnungen, die der Chronist nach seinen Begegnungen mit Hanns Eisler niedergeschrieben hat. Eisler wusste von diesen Notizen und hat glücklicherweise nie Ernst gemacht mit der bisweilen geäußerten Drohung, in Zukunft schweigsamer zu sein, damit nicht die Zeugnisse seiner Schwatzhaftigkeit aufbewahrt würden. Die Anspielung auf seine Schwatzleidenschaft war natürlich nicht anders zu verstehen, als wenn er sich beispielsweise einen „vollkommen amusischen Charakter“ nannte. Solche Paradoxe musste man zu nehmen wissen. Sie bildeten einen Teil jener witzigen Schüsse, mit denen er die Argumente unaufmerksamer Gesprächspartner durchlöcherte. In Wirklichkeit war ihm Geschwätzigkeit im Gespräch ebenso zuwider wie in der Musik. Der Chronist hofft indes, mit seinen Notizen einige Zeugnisse des plaudernden und kommentierenden Eisler aufbewahrt zu haben, ohne die Gewähr freilich, das Beste, was Eisler auch auf diesem Gebiet abzuliefern hatte, mitzuteilen.