Nicht nur über die Eigenarten der verschiedenen deutschen Volksstämme von Bayern bis an die Waterkant, sondern auch über deren Sprachen. Das zeigt er überdeutlich mit Hilfe seines Sprachtalentes, zwanzig verschiedene deutsche Dialekte und Akzente täuschend echt nachzuahmen. Kein geringerer als der altehrwürdige Vater des deutschen Kabaretts, der kürzlich verstorbene Hanns-Dieter Hüsch, verlieh Schönauer den Titel "Meister der Dialekte". Daneben hat er sich in den letzten Jahren mit Persiflagen ruhmreicher "Kollegen" ins Herz des Publikums parodiert, wenn er z.B. als keifender Literaturpapst ein vermeintlich harmloses Gedicht schonungslos interpretiert. Sein Jürgen von Manger klingt fast echter als das Original und wenn er gar ins Schwyzerdytsch verfällt, denkt jeder gleich, mit seligem Lächeln an den legendären Emil. "Absolumment übergerascht" reagieren seine Zuschauer dann, wenn er noch einen draufsetzt und als Konstantin Wecker authentisch transpierierend voll dynamischer Inbrunst ein simples Kinderlied zum revolutionären Kampflied aufmotzt. Gerade die Musik und der parodierende Umgang damit ist eine der Stärken von Detlev Schönauer. Wenn er als Tanzmusiker aus dem Nähkästchen plaudert (bzw. singt) und alle Feiern von der langweiligen Taufe bis zum heiteren Leichenschmaus Revue passieren läßt. Nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen und die kleinbürgerlichen Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen haben ihn immer wieder aufs neue "übergerascht", die Ziele seiner kabarettistischen Pfeile treffen auch die hehre Kunst und deren oft so schrecklisch ungebildete Konsumenten. Dies wird besonders deutlich, wenn er in seiner Kurz-Oper "Die Meistersäufer von Bitburg" zur gesanglichen Höchstform aufläuft und dabei nicht nur Dirigent und Orchester verkörpert, sondern auch - da ist das Publikum dann "totallement übergerascht" - sämtliche Stimmen, vom tiefen Bass bis zur höchsten Frauenstimme übernimmt. Nicht immer schön, dafür aber schreiend komisch! Viele Fernsehzuschauer kennen den quiligen Franzosen mit der Baskenmütze als Wirt "Jacques" des SWR oder als "TOURist Jacques" bei der Berichterstattung der ARD-Sportschau zur Tour de France. Für seine dialektischen Ausflüge, seine scharfsinnigen Beobachtungen der deutschen Seele und seine musikalischen Parodien wurde Detlev Schönauer mit mehreren Kabarettpreisen bedacht. Darüber ist dann eigentlich niemand mehr "übergerascht".
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