Geschichten vom Untergang

Claudia Gürtler

Bisher keine Bewertungen
0.0

+ Merken

Entdecke diesen und 400.000 weitere Titel mit der Flatrate von Skoobe. Ab 12,99 € im Monat.

Beschreibung zu „Geschichten vom Untergang“

Ali Kumar findet endlich Arbeit, Arbeit als Telefonist. Er kommt in Kontakt mit einer vom Untergang bedrohten Welt und führt uns so durch die Geschichte. Seine Teilnahmslosigkeit, seine fehlende Empathie sind Programm und Diktat von oben, entsprechen aber auch Alis Persönlichkeit. 'Der Boss' will es so und Ali Kumar scheint die perfekte Besetzung für die Rolle des Telefonisten zu sein, bis er beginnt, sich den Anrufenden verwandt zu fühlen.
Ihre Schicksale lassen ihn nicht so kalt wie gefordert. Die professionelle Härte bröckelt – aber da ist der Boss schon gegangen, und auch die Flut ist nicht mehr weit.
Scotty Paul hat der auf der im Südostpazifik gelegenen Insel Pitcairn das Sagen. Er glaubt, die Insel sei aus der Welt gefallen und für diese unerreichbar. Nach dem Ansteigen des Meeresspiegels werden alle Protagonisten einfach mitgerissen, sind zunächst mit unbekanntem Ziel unterwegs und müssen um ihr Leben fürchten, bevor sie ausgerechnet auf Pitcairn wieder Boden unter die Füsse bekommen. Das Meer ist es, das die Richtung vorgibt. Es hält sich nicht mehr an vorgegebene Strömungen. Der Klimawandel – er ist da! Für Scotty Paul wird der schlimmste aller Alpträume Wirklichkeit: was sollen die siebzig Bewohner mit tausenden von Klimaflüchtlingen anfangen? Die Insel ist klein, die Ressourcen knapp.
Ali Kumar öffnet dem Leser die Klammer zur Geschichte; Scotty Paul aus Pitcairn schliesst sie. Der Zufall und das Meer, beide launisch, manchmal verspielt, dann wieder tückisch, in jedem Falle unberechenbar, sind die wahren Drahtzieher. Sie halten die Fäden in der Hand.

Über Claudia Gürtler

Claudia Gürtler
Zuerst wollte es ja niemand glauben!
Aber es hat sich gezeigt, dass es doch so ist: eigens zum Geschichten erzählen bin ich am 26. April 1954 in Basel zur Welt gekommen. Ausgerechnet mir stossen nämlich immer die seltsamsten Geschichten zu. Ich bin selten pünktlich, denn ich sitze stets in dem Zug, der nicht weiterfährt. Zeit für die Reisenden, mir ihre Geschichten zu erzählen. Immer suche ich mir die kleine Gasse aus, in der ein Clochard sein kleines Leben - und seine Geschichte, die erzählt werden muss - in Plastiktüten mit sich herumträgt. Und ich komme auf demselben Flughafen an wie das Paar, das sich vor dreissig Jahren aus den Augen verloren hat.
In einer winzigen Dorfschule im Kanton Baselland, wo noch fünf Klassen im selben Schulzimmer sassen, habe ich lesen gelernt. Ich hatte sechs Klassenkameraden. Der Urs war mir der liebste, und mit Marie-Louise verbrachte ich die freien Nachmittage im Wald und auf der Burgruine.
Mit den Zahlen stand ich stets auf Kriegsfuss, zum Entsetzen meiner naturwissenschaftlich orientierten Familie. Buchstaben hingegen waren von Anfang an meine Freunde. Lesen wurde schnell das Wichtigste im Leben, und Gutenberg ist der grösste Held der Weltgeschichte.
Meine jüngere Schwester und ich sorgten in der Schule dafür, dass die Geschichten nie ausgingen. Und mein Bruder schrieb nach einem Fussballnachmittag "Vier zu vier gewann ich" in sein Tagebuch.
Sobald ein paar Buchstaben ganz mir gehörten, begann ich, Geschichten aufzuschreiben. Sie handelten, klischeehaft, von Indianern, wilden Pferden und treuen Hunden. Und natürlich vom Zaubern mit allen Mitteln. Vom Leben, das in allen Dingen ist. Was ich nicht schreiben konnte, zeichnete ich. Mein Vater besorgte stets grosszügig Papier.
1974, nach der Matura (= Schweizer Abitur), wurde ich eine sehr unglückliche und schlechte Buchhändlerin, der es nie gelingen wollte, das Buch als blosse Ware zu sehen. Ich rettete meine Seele, indem ich mich nebenher vergnügte; als Rezensentin, Radiomitarbeiterin und - Geschichtenschreiberin. Eine Welt ohne Geschichten kann ich mir nun einmal nicht vorstellen. Das, was man "Erfolg" nennt, ist weitgehend ausgeblieben. Auch wenn ein paar Kinderbücher und viele Zeitungsartikel veröffentlicht und einige Radiomanuskripte gesendet wurden, ist der grösste Wunsch, die Veröffentlichung von Geschichten für Erwachsene, noch offen. Auch eine Verlagsheimat hat sich bis heute nicht gefunden.
Zum Glück bin ich im Hoffen ein Naturtalent.
Inzwischen bin ich drei Tage die Woche als Bibliothekarin tätig. Da treffe ich mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zusammen und höre mir ihre Geschichten an.
Auch in meinem Haus draussen auf dem Land hocken die Geschichten in den Ecken. Frühmorgens, wenn der Tag still und frisch ist, werden sie lebendig. Seit ich alleine lebe - mein Mann starb 1984 bei einem Bergunfall, und die drei erwachsenen Kinder sind eines nach dem anderen ausgezogen - sind es mehr geworden.
Die besten Geschichten erlebe ich aber noch immer mit meinen beiden Töchtern, dem Sohn, mit unseren Ponys und Katzen. Mein ältestes Kind ist übrigens auch an einem 26. April zur Welt gekommen. Wahrscheinlich eigens zum Geschichten erzählen.
Aber das glaubt mir ja doch keiner.


Verlag:

neobooks

Veröffentlicht:

2021

Druckseiten:

ca. 70

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


Lesen. Hören. Bücher erleben.

Jetzt kostenlos testen