Die Sanduhr

Claudia Gürtler

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Beschreibung zu „Die Sanduhr“

Steckbrief "Sanduhr"
Genre: Fantastischer Krimi
Schauplätze: Basel und Grönland
Aktualität: der drohende Klimakollaps
Es spielen mit:
Zeit, Eis und Sand, die unaufhaltsam rieseln, ein vernachlässigtes Kind namens Schneewittchen, seine Mutter, die Schneekönigin, sein Vater, ein Mediziner, der kein Blut sehen kann, jedes Schachspiel verliert, Angst vor dem Tod hat und im Grönlandeis die Formel für ewiges Leben sucht, literarische Dauergäste einer reichlich seltsamen Villa an Basels Stadtrand von Hans Christian Andersen bis William Somerset Maugham, Wachtmeister Meier, der schlampig ermittelt, Meiers zynische Chefin, Polizeikommisärin Moser, die fest an Horoskope glaubt, und viele weitere.
Seit der Geburt von Schneewittchen rast die Zeit und die Distanz zwischen Basel und Grönland scheint unüberwindlich.
Die Schneekönigin füllt die Villa in einem Aussenquartier Basels mit arktischer Kälte, und der Doktor denkt voller Sehnsucht an das langsame Fliessen von Zeit in Polnähe.
In der Dämmerung setzt sich der Tod an sein Bett, um zu schweigen und lange Fäden zu spinnen.
Schneewittchen denkt an Flucht, aber die Villa hält sie mit kalten Fingern gefangen.
Im Auftrag von Polizeikommissärin Moser ermittelt Wachtmeister Meier lustlos und schlampig. Geht in der Villa alles mit rechten Dingen zu? Wiederholt greift der Wachtmeister mit dem weichen Herzen Schneewittchen in Basels Strassen auf, wo sie alleine unterwegs ist. Auch sollte Meier diesen Streuner, Hans Christian, endlich einbuchten. Die Tatsache, dass Schneewittchen an ihm hängt lässt ihn zögern.
Die Königin ahnt nicht, dass Hans Christian Schneewittchen mit bunten Geschichten tröstet. Die beiden träumen davon, in einem fliegenden Koffer bis ins Türkenland zu reisen.
Auch William liebt das Mädchen auf seine spröde Art. Mit ihm führt Schneewittchen kluge Gespräche, sodass in der Sanduhr in ihrem Kopf der hellblaue Sand ins Rieseln gerät. Ein Stück Zeit rinnt von oben nach unten und Schneewittchen wird um weniges älter.

Über Claudia Gürtler

Claudia Gürtler
Zuerst wollte es ja niemand glauben!
Aber es hat sich gezeigt, dass es doch so ist: eigens zum Geschichten erzählen bin ich am 26. April 1954 in Basel zur Welt gekommen. Ausgerechnet mir stossen nämlich immer die seltsamsten Geschichten zu. Ich bin selten pünktlich, denn ich sitze stets in dem Zug, der nicht weiterfährt. Zeit für die Reisenden, mir ihre Geschichten zu erzählen. Immer suche ich mir die kleine Gasse aus, in der ein Clochard sein kleines Leben - und seine Geschichte, die erzählt werden muss - in Plastiktüten mit sich herumträgt. Und ich komme auf demselben Flughafen an wie das Paar, das sich vor dreissig Jahren aus den Augen verloren hat.
In einer winzigen Dorfschule im Kanton Baselland, wo noch fünf Klassen im selben Schulzimmer sassen, habe ich lesen gelernt. Ich hatte sechs Klassenkameraden. Der Urs war mir der liebste, und mit Marie-Louise verbrachte ich die freien Nachmittage im Wald und auf der Burgruine.
Mit den Zahlen stand ich stets auf Kriegsfuss, zum Entsetzen meiner naturwissenschaftlich orientierten Familie. Buchstaben hingegen waren von Anfang an meine Freunde. Lesen wurde schnell das Wichtigste im Leben, und Gutenberg ist der grösste Held der Weltgeschichte.
Meine jüngere Schwester und ich sorgten in der Schule dafür, dass die Geschichten nie ausgingen. Und mein Bruder schrieb nach einem Fussballnachmittag "Vier zu vier gewann ich" in sein Tagebuch.
Sobald ein paar Buchstaben ganz mir gehörten, begann ich, Geschichten aufzuschreiben. Sie handelten, klischeehaft, von Indianern, wilden Pferden und treuen Hunden. Und natürlich vom Zaubern mit allen Mitteln. Vom Leben, das in allen Dingen ist. Was ich nicht schreiben konnte, zeichnete ich. Mein Vater besorgte stets grosszügig Papier.
1974, nach der Matura (= Schweizer Abitur), wurde ich eine sehr unglückliche und schlechte Buchhändlerin, der es nie gelingen wollte, das Buch als blosse Ware zu sehen. Ich rettete meine Seele, indem ich mich nebenher vergnügte; als Rezensentin, Radiomitarbeiterin und - Geschichtenschreiberin. Eine Welt ohne Geschichten kann ich mir nun einmal nicht vorstellen. Das, was man "Erfolg" nennt, ist weitgehend ausgeblieben. Auch wenn ein paar Kinderbücher und viele Zeitungsartikel veröffentlicht und einige Radiomanuskripte gesendet wurden, ist der grösste Wunsch, die Veröffentlichung von Geschichten für Erwachsene, noch offen. Auch eine Verlagsheimat hat sich bis heute nicht gefunden.
Zum Glück bin ich im Hoffen ein Naturtalent.
Inzwischen bin ich drei Tage die Woche als Bibliothekarin tätig. Da treffe ich mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern zusammen und höre mir ihre Geschichten an.
Auch in meinem Haus draussen auf dem Land hocken die Geschichten in den Ecken. Frühmorgens, wenn der Tag still und frisch ist, werden sie lebendig. Seit ich alleine lebe - mein Mann starb 1984 bei einem Bergunfall, und die drei erwachsenen Kinder sind eines nach dem anderen ausgezogen - sind es mehr geworden.
Die besten Geschichten erlebe ich aber noch immer mit meinen beiden Töchtern, dem Sohn, mit unseren Ponys und Katzen. Mein ältestes Kind ist übrigens auch an einem 26. April zur Welt gekommen. Wahrscheinlich eigens zum Geschichten erzählen.
Aber das glaubt mir ja doch keiner.


Verlag:

neobooks

Veröffentlicht:

2015

Druckseiten:

ca. 183

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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