Der Staubsauger feiert seinen hundertsten Geburtstag. Zwischen den ersten monströsen Modellen und den kleinen Powerprodukten von heute liegt eine lange Entwicklungsgeschichte, die der Autor detailreich nachzeichnet.
Und so fing es an: Die ersten mobilen Staubsauger waren riesig. Von Pferdefuhrwerken gezogen und mit Benzinmotoren betrieben, legte Booth's Putzservice* den Schlauch für eine vollständige Hausreinigung von der Strasse durch das offene Fenster in die Wohnung. Wem das zu teuer war, der brachte Omas Sessel auf die Strasse, wo er gegen ein geringes Entgelt vom Jahrhundertstaub befreit wurde. Dieses Putzspektakel verursachte grosse Volksaufläufe in London.
Bald folgten stationäre Entstaubungssysteme. Installiert in Häusern der gehobenen Gesellschaft, in Hotels, Theatern und im Buckingham Palace, entstaubten sie Plüsch und Polster mit der zentralen Sauganlage im Keller. Das Aufkommen des Staubsaugers führte zu Unruhen unter den Dienstboten, die um ihren Arbeitsplatz fürchteten.
Wegen des Gewichts der Apparate war Staubsaugen ursprünglich reine Männersache. Mit der Elektrifizierung der Privathaushalte und der Entwicklung kleiner Elektromotoren für die Massenproduktion kamen die Geräte in Frauenhand. Die Hausfrauen schätzten sich glücklich, ein solches Statussymbol zu besitzen. In Inseraten wurde ihnen zudem eingeredet, Staubsaugen eliminiere tödliche Krankheitserreger in Teppichen. Während beider Weltkriege kamen Staubsauger zum Kriegseinsatz: Im zweiten Weltkrieg wurden spezielle Staubsauger hergestellt, die hochexplosives T.N.T. wegsaugen oder Panzerfahrern den Nacken kühlen sollten. Staubsaugerfirmen spielten bei der Minenherstellung und bei der Fabrikation des englischen Radarsystems eine wichtige Rolle.
Christoph Glauser hat sich mit einem fast vergessenen Teil der Technikgeschichte beschäftigt und die Emanzipation von einem skurrilen Reinigungsgerät im 19. Jahrhundert zu einem nicht weg zu denkenden Bestandteil unserer Zivilisation verfolgt.