Das Zusammenleben in Organisationen wird wesentlich von Atmosphären beeinflusst. Ob die Atmosphäre einer Sitzung beispielsweise gespannt, locker oder bedrückt ist, wirkt sich entscheidend auf den Verlauf und das Ergebnis der Sitzung aus. Wer kein Gespür für die Atmosphäre in einer Gemeinschaft hat, wird sich nur schwer in ihr behaupten können. Trotz der hohen praktischen Relevanz von Atmosphären in Organisationen sind bislang keine Versuche unternommen worden, diese theoretisch zu erfassen und systematisch zu erforschen. Dies scheint neben der schwierigen Verortung des Atmosphärischen zwischen Subjekt und Objekt insbesondere an der für Organisationen konstitutiven Verflechtung von Atmosphäre und Situation zu liegen. Während sich beispielsweise die Architektur mit dem atmosphärischen Rahmen beschäftigt, innerhalb dessen sich Situationen abspielen, sind Organisationen selbst ein soziales Gebilde und fallen in diesem Sinne mit den Situationen ihrer Organisationsmitglieder zusammen. Organisationen bieten keinen Rahmen für das Zusammenleben, sie sind das Zusammenleben. Entsprechend können Atmosphären in Organisationen nicht als der Situation vorgängig oder sie unterlegend gedacht werden. Vor diesem Hintergrund betreibt das vorliegende Buch in erster Linie Grundlagenforschung und arbeitet von einer leibphänomenologischen Grundlage ausgehend die situativen Entwicklungsdynamiken und Erscheinungsweisen von Atmosphären in Organisationen heraus.
Die vorliegende zweite Auflage enthält einen Briefwechsel zwischen Christian Julmi und Hermann Schmitz zum Thema Atmosphären in Organisationen, den beide im Anschluss an die erste Auflage führten.