»Wie lange war dein Vater eigentlich weg?, fragt Wolfgang.
Lange, sagt Kori und schaut aus dem Fenster.
Total irre, sagt Wolfgang.
Wieso fragt er das, denkt sie, er weiß es doch. Alle wissen es.
Der Vater war zwanzig Jahre weg. Zwanzig Jahre. Alle dachten, er ist tot. Nur ich und die Mutter nicht. Mutter hat immer behauptet, dass er am Leben ist. Und das habe ich ihr geglaubt. Aber ob sie auch dachte, dass er zurückkommt? Vielleicht war ich die Einzige, die wusste, dass er wiederkommt.«
Koris Kindheit und Jugend sind geprägt von der Sehnsucht nach dem unbekannten Vater und von der Ablehnung durch die Mutter. Sie kämpft mit dem inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Selbstständigkeit, Wegwollen, ein eigenes Leben haben und der gleichzeitigen Angst davor, auch das Wenige noch zu verlieren, was sie zu haben glaubt. Sie versucht verzweifelt, die Wahrheit zu verstehen, die Geschichte, wie sich alles in ihrem Leben und im Leben der Familie entwickelt hat. Sie glaubt, wenn sie die Wahrheit weiß, wird alles anders und sie muss nicht mehr nur Opfer sein.
1 Kommentar zu „Die Tochter“
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