Der gebürtige Dresdner Bruno Gutmann (1876-1966) ist einer der bekanntesten und zugleich einer der umstrittensten Missionare der Leipziger Mission. Von 1902 bis 1938 wirkte er mit Unterbrechungen am Kilimanjaro im heutigen Tansania. Seine Lehren wirken bis heute nach.
Bei den Chagga wird Gutmann nach wie vor hoch verehrt. 1963 wurde er von den lutherischen Gemeinden mit dem Ehrentitel "Wasahuye O Wachagga" ("Pate der Chagga") ausgezeichnet. Als Missionar erforschte und dokumentierte er Bräuche und mündlichen Überlieferungen, die er nach seiner Rückkehr nach Deutschland in umfangreichen Bänden veröffentlichte. In der Kultur der Chagga mit ihren ausgeprägten sozialen Bindungen spiegelte sich für Gutmann das biblische Idealbild christlicher Nächstenliebe. Für ihn galt das Lebensmodell der Chagga als erstrebenswert, nicht die seiner Auffassung nach im Werteverfall begriffene Gesellschaft in Deutschland. Daher verteidigte er die Chagga-Kultur auch gegenüber kolonialen Einflüssen.
Anlässlich seines 50. Todestages fand am 16./17. Dezember 2016 im Leipziger Missionswerk ein Symposium zu seinem Leben und Wirken statt. Aus sehr verschiedenen Perspektiven wurde Gutmanns Wirken in Ostafrika und darüber hinaus sein ganzes Leben neu in den Blick genommen. In diesem Band sind die Vorträge des Symposiums, weitere Aufsätze über Gutmann und auch ein Originaltext von Bruno Gutmann versammelt.