Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.
»Es wird langsam Zeit, Fräulein Doktor«, erinnerte Dr. Hendrik Lindau lächelnd seine Tochter Astrid an die Pflicht und deutete auf die Uhr an der Wand. »Ich jedenfalls bin mit dem Frühstück fertig und abfahrbereit.«
Astrid Lindau nickte nur und trank genießerisch ihren Morgenkaffee aus. Für sie war diese Morgenstunde, in der sie mit ihrem Vater zusammen in der Küche des Doktorhauses das Frühstück einnahm, die schönste des Tages. In der Klinik gab es nicht viel Gelegenheit zu einer zwar kurzen, aber gemütlichen Plauderei. Nicht nur ihr Vater war als Chefarzt der Klinik am See tagsüber voll beansprucht. Auch sie selbst als Leiterin der seit einigen Monaten fertiggestalteten und voll eingerichteten Kinderabteilung, die inzwischen schon zu 80% von kleinen Patienten belegt war, hatte den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun. Ihr war klar, daß man gerade bei Kindern – mehr noch als bei Erwachsenen – mehr Zeit aufbringen mußte, nicht nur für Untersuchungen und Behandlungen, sondern auch für tröstende und aufmunternde Plaudereien. Die kranken Kinder mußten das Gefühl haben, gut aufgehoben zu sein, sie mußten spüren, daß man sich wirklich mit ihnen abgab, damit sie wieder gesund werden.
Für Astrid, die junge Kinderärztin, waren solcherart Bemühungen keineswegs eine Last. Im Gegenteil – es erfüllte sie immer wieder mit Genugtuung und Freude, wenn sie sah, daß ihre kleinen Patienten auflebten, sie vertrauensvoll aus großen Augen anblickten, wenn sie mit ihnen sprach.
»Hast du heute irgendwelche Problemfälle zu behandeln?« fragte Dr. Lindau in die kurzen Gedankengänge seiner Tochter hinein.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Astrid. »Das heißt