Nach einem kurzen Sommer der Willkommenskultur 2015 haben sich die Bedingungen für Flüchtlinge – und damit auch für das psychosoziale Unterstützungssystem – erheblich verschlechtert. Immer mehr Errungenschaften im Hinblick etwa auf sichere Bleibeperspektiven, Familiennachzug, Gesundheitsversorgung, Arbeitsmarkt- und Ausbildungszugang stehen für immer größere Gruppen von geflüchteten Menschen zur Disposition. Hinzu kommen Erfahrungen gesellschaftlicher Ablehnung bis hin zu rassistischen übergriffen.
Birgit Behrensen ergründet aus soziologischer Sicht die gesellschaftlichen und individuellen Reflexe im Umgang mit einer Fluchtmigration, die die bisherige Ordnung der Welt auch in Deutschland nachhaltig erschüttert hat. Nach einem Einstieg in die politischen Ausgangspunkte der Fluchtmigration zeichnet der Band die gesellschaftlichen Prozesse nach. Deutlich wird, wie eng die Flüchtlingszuwanderung in Deutschland mit globalen Veränderungen zu tun hat. Einerseits verweisen staatlich organisierte Exklusionen und individuelle Abwertungen auf Versuche, vergangene nationalstaatliche Ordnungen und Privilegien wiederherzustellen. Andererseits liefert die Integration von Flüchtlingen eine Chance für neue Demokratisierungsprozesse. Vor diesem Hintergrund steht die psychosoziale Praxis vor der Aufgabe, geflüchtete Menschen als Subjekte zu stärken.