Der erotische Zyklus des Dichters Bilhana aus dem 11. Jahrhundert n. Chr. wird hier erstmals in einer Übersetzung aus dem Sanskrit veröffentlicht. In den Gedichten, die in der Ich-Form geschrieben sind, erinnert sich ein Mann an eine leidenschaftliche, rauschhafte Liebesbeziehung zu einer Prinzessin. Das Verhältnis war unerlaubt, gleichsam „diebisch“ und fand ein unheilvolles Ende. Der Mann oder der Dichter ruft sich die verschiedenen Situationen mit der Geliebten ins poetische Gedächtnis. Das Beschwören ihrer Schönheit steht im Wechsel mit sinnlichen Beschreibungen und scharfsichtigen Beobachtungen. Das erotische Gefühl ist durch das Medium der Erinnerung noch gesteigert, durch den Schmerz des Verlustes geschärft. Das in Indien überaus beliebte Werk ist ein Beispiel der Sanskrit-Poesie, deren kunstreiche, hoch komplexe Sprache einem nicht-sprachlichen Ziel verpflichtet ist: der Evokation von Gefühlen und Stimmungen.