Die Macht der Worte ist gewaltig. "Yes, we can", mit diesen simplen Worten hat US-Präsident Barack Obama ein riesiges Schneebrett losgetreten und 2008 seine Wahlen gewonnen. Dieser Spruch hat sich zum viralen Selbstbeschleuniger vor allem in der jungen Internetgemeinde entwickelt. Ja, man sagt, es waren die ersten Wahlen weltweit, die mit Worten übers Internet oder mit Hilfe des Internets gewonnen wurden.
Was Worte bewirken, zeigt auch der arabische Frühling, der ganze Herrschaftssysteme weggetwittert hat. Tunesien, Libyen und Ägypten haben sich so von jahrzehntelangen autokratischen Diktaturen befreit. Die Protestbewegungen haben sich über soziale Netzwerke im Internet verabredet und zu Tausenden gegen ihre Regime protestiert. Die Macht der Worte lässt sich auch nicht einfach abschalten, wie es diese Systeme versuchten. Syrien, der Iran, Burma, China und Nordkorea sind weitere Beispiele. Man kann heute Worte nicht mehr einfach unterdrücken.
Aber die Macht der Worte hat auch werbepsychologische Auswirkungen und damit eine wirtschaftliche Bedeutung. Sie verführt uns in Kaufhäusern oder Werbeanzeigen. Die Macht der Worte kann aus einem bedeutungslosen Mauerblümchen einen Weltstar machen. Der kanadische Teeny-Schwarm Justin Bieber hat mit einem simplen Video auf YouTube angefangen und verdient heute Millionen mit seinen Songs. Jeder Star textet heute auf Twitter oder spricht auf YouTube. Selbst die Bundeskanzlerin und der Papst haben solche Medien nun für sich erkannt. Wer heute mit der Zeit gehen will, muss im Internet texten. Nirgendwo erreicht man mehr Menschen als online.
Text kann allerdings auch etwas Demagogisches bedeuten. Text verführt, beeinflusst. Gute Politiker gewinnen Wahlen mit der Macht ihrer Worte. Aber auch Diktatoren setzen Text und Sprache ein, um ihre Ziele durchzusetzen und ganze Völker ins Verderben zu führen, etwa Joseph Goebbels mit seiner berühmt berüchtigten Frage "Wollt Ihr den totalen Krieg?"
Überall benötigt man Text. Ohne Worte verkauft man nichts. Ob Marktschreier oder Anzeigen, der Text verkauft schließlich. Wenn ich ein gutes Produkt verbal nicht mindestens auch so gut kommuniziere, habe ich keinen Erfolg. Das Foto eines schönen Apfels allein reicht nicht, weil es bei jedem Betrachter unterschiedliche Assoziationen (auch negative wie hart und sauer) weckt. Erst wenn ich dazu sage, der Apfel ist süß und nicht hart, sondern mehlig weich zum direkten Verzehr, ja zum Reinbeißen geeignet, dann greifen die Leute zu.
Wir leben in einer sehr kommunikativen Welt. Wer sprachlos ist, steht am Rande unserer Gesellschaft. Mitreden heißt die Devise, um dazu zu gehören. Wir brauchen überall Text, nicht nur im Wirtschaftsleben, sondern auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, oder gerade dort. Wer in einer Beziehung nicht auch verbal ausdrücken kann, wie sehr er seinen Partner schätzt und liebt, wird zwangsläufig nur mit einer roten Rose auf der Strecke bleiben und keinen Erfolg haben. Wir müssen texten im Arbeitsleben, im Alltag mit Behörden. Insbesondere im Internet und mit Handy sind spezielle Texte gefragt. Wir müssen diese Sprache beherrschen, kurze Worte, weil eine SMS zum Beispiel nur wenig Text zulässt oder auch ein Chat nur knapp praktikabel ist.
Texte zu schreiben bietet noch einen weiteren Vorteil: Man kann sich seine Worte wohl überlegen, muss nicht spontan reagieren. So kann auch der sonst nicht so Schlagfertige gut reagieren.