Bislang begegneten wir unseren Mitgeschöpfen in einer sehr respektvollen Weise, d.h., wir hatten auch dann Achtung vor dem Leben, wenn es mehr als vier Beine hatte.
Dann sind wir vor etwas mehr als einem Jahr nach Costa Rica umgezogen.
Einer der Gründe dafür, dass wir unsere Haltung zu zumindest manchen Angehörigen der tropischen Fauna änderten, sind Lanzenottern, sehr unangenehme Lebewesen, übrigens ohne Beine, die auch die Ursache dafür sind, dass jeder Einwohner eine Machete besitzt, mit der er ein solches Tier bei Begegnung sofort in möglichst viele Teile zerkleinert. Die Lanzenottern sind auch der Grund dafür, dass wir das Bett am Pool nächtens nicht nutzen. Man weiß nie, wo sich die Geschöpfe zur Nacht betten.
Weitere Situationen, die unsere europäischen Nerven immer wieder auf die Probe stellen – man könnte sie auch als Zermürbungstechnik der Umstände bezeichnen –, führen gleichzeitig zu einer erstaunlichen Hartnäckigkeit, mit der wir an unserem neuen Dasein festhalten, welches die widrigen Umstände begleitet. Ich schildere in den Episoden dieses Buches die Dinge, die uns im mittelamerikanischen Alltag daran erinnern, dass wir einen letzten Nerv haben. Ich tue dies aus unbestritten subjektivem Blickwinkel und aus einem tief empfundenen Gefühl der Sympathie nicht nur für die, die bereits zu Schlangenmördern geworden sind.