150. Geburtstag von Sigmund Freud am 6. Mai 2006.
Mehr als ein Jahrhundert nach der Geburt der Psychoanalyse wagt Annette Meyhöfer einen unverstellten Blick auf jenen Mann, der als Traumdeuter und Seelenforscher das Wissen um unser Inneres für immer verändert hat: Sigmund Freud.
„Die Biographen aber sollen sich plagen“, schrieb Sigmund Freud an seine Verlobte und verbrannte fast alle persönlichen Papiere, Niederschriften und Notizen. Der Arzt, der seinen Patienten die intimsten Geständnisse abverlangte, mochte nichts preisgeben über sich selbst. Und in der Tat stellt sich das Leben des Begründers der Psychoanalyse als provokant unspektakulär dar. Daher ist für Annette Meyhöfer sein Werk Ausgangspunkt ihrer Biographie, denn von Anfang an war dieses das Zeugnis einer beispiellosen, von wissenschaftlicher Neugier getriebenen Selbstanalyse. Die „Traumdeutung“, dieses an der Schwelle zum 20. Jahrhundert erschienene Buch, ist das Zentrum, der Grundstein des Freudschen Werks. Annette Meyhöfer liest es als poetische Selbstanalyse: intim, aufrichtig, radikal. Von hier aus erkundet sie den Menschen und Wissenschaftler im Spiegel seiner Herkunft, der Zeitumstände, seiner Lehrer, seiner Freunde und Widersacher, seiner illustren Patienten.
Annette Meyhöfer geht mit ihrer Freud-Biographie auf Distanz zum Wissenschaftsstreit; der „Krieg um Freud“ interessiert sie nicht. Ihr geht es um die Erzählung seines Lebens und die Veranschaulichung seines Denkens, das ein Jahrhundert revolutionieren und Kultur, Literatur und Wissenschaft so nachhaltig beeinflussen sollte.