Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Mit offenen Augen lag die sechsjährige Judith Hofmann in ihrem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war gern in Sophienlust, und trotzdem hatte sie sich auf diesen Tag seit über drei Wochen gefreut, auf den Tag, an dem sie und ihr dreijähriger Bruder Michael endlich nach Hause zurückkehren konnten. Judith richtete sich auf und stützte den Kopf in die rechte Hand. Sie blickte zum Bett ihres Brüderchens hinüber. Der kleine Michael schlief noch tief und fest. Die Bettdecke hatte er bis zur Kinnspitze gezogen. »Kleine Schlafmütze«, murmelte Judith vor sich hin. Sie liebte ihren kleinen Bruder abgöttisch und war immer bestrebt, ihm beizustehen. Judith schwang die Beine über den Bettrand und stand auf. Ohne Hausschuhe anzuziehen, lief sie auf bloßen Füßen in ihrem langen Nachthemd zum Fenster und zog den Vorhang zurück. Draußen war schon heller Tag. Die beiden Hunde in Sophienlust, Bella und Anglos, balgten sich auf der Wiese. Leise seufzte Judith auf. So schön wie in Sophienlust war es vermutlich nirgendwo auf der Welt. Warum konnten sie mit ihren Eltern nicht in Sophienlust leben? Tante Isi würde bestimmt nichts dagegen haben. Ihr Papa könnte doch im Sophienluster Park ein Haus für sie bauen. Dann brauchte er auch nicht mehr in seinem Laden Schuhe zu verkaufen, sondern könnte mit Justus im Park und bei den Ponys arbeiten.