Anatomie des Todes
von Anika Klüver
Das Geräusch der Säge, die ins Fleisch schnitt, war süß und verheißungsvoll. Dazu kamen die Schreie, die eine angemessene Untermalung darstellten. Es war wie eine Symphonie, zu der er arbeitete, eine Melodie, die ihn beflügelte. Endlich würde er sein Werk vollenden. Er wusste, dass er zu Großem bestimmt war. Das war sein Erbe, sein Blut. Und nun würde sich die harte Arbeit auszahlen. Die Welt würde vor seiner Schöpfung erzittern und sein Genie erkennen.
Erneut setzte er die Säge an und bewegte sie ruckartig. Die Schreie waren verstummt. Irgendwann verstummten sie immer. Doch das spielte keine Rolle. Denn der nächste Patient würde die Melodie von Neuem erklingen lassen ...